Im Februar 2016 besuchte eine chinesische Investorengruppe die Stadt Halle (Saale). Ihre Pläne waren gigantisch: Für 500 Millionen Euro sollten am Riebeckplatz vier Wolkenkratzer mit Hotels entstehen, zudem Büros, Ladenflächen und Wohnungen.

Einige Fraktionsvorsitzende verhandelten mehrere Tage intensiv mit den chinesischen Investoren. Von Beginn an sah ich keine Seriosität des Unternehmens gegeben, dies habe ich auch dem Stadtrat mitgeteilt: “Die Ernsthaftigkeit von Investorenanfragen macht die Stadt an konkret vorliegenden Kaufverträgen fest.”

Seriöse Investoren-Anfragen sind bereits von Anfang an in sich schlüssig. Folgende Indikatoren sprechen für einen seriösen Investor:

  • die Namen der angegebenen Geschäftsführer sind im Internet und am Unternehmensort entsprechend ihrer Firmierung auffindbar;
  • es gibt Referenzobjekte;
  • es liegt ein Bestätigungsschreiben der ausländischen Regierung über die wirtschaftlichen Aktivitäten des Investors vor;
  • die Bonität wird von mindestens zwei unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen bestätigt;
  • der Investor ist selbst am Markt aktiv und besitzt ausreichendes Eigenkapital;
  • ein schlüssiges Finanzierungs- und Nutzungskonzept liegt vor;
  • der Investor weist einen belegbaren Kontakt zu potentiellen Geldgebern nach;
  • Absprachen werden zuverlässig eingehalten;
  • Verhandlungen werden strikt nicht öffentlich geführt, nicht über die Medien;
  • vom Investor vorgelegte Vertragsentwürfe verpflichten nicht einseitig die Kommune.

Auf der Grundlage dieser Indikatoren mussten die vor Ort Beteiligten letztendlich einräumen, dass die chinesische Investorengruppe nicht seriös agiert. Die Glücksritter verließen unsere Stadt, die abenteuerlichen Vorverhandlungen hatten ein Ende.

Aktualisierung 15.07.2016:

Im Gegensatz zur Stadt Halle (Saale) ist die Landesregierung von Rheinland-Pfalz im Juni 2016 beim Verkauf des landeseigenen Flughafens Hahn im Hunsrück auf einen unseriösen chinesischen Investor reingefallen. Der Vertragsunterzeichner entpuppte sich als Bernsteinhändler aus Idar-Oberstein – ein Strohmann der Chinesen. Ein vermeintlicher Geldgeber hielt Zahlungsfristen nicht ein. Der bereits abgeschlossene Vorvertrag wurde daraufhin von der Landesregierung rückgängig gemacht. Die Ministerpräsidentin sah sich einem Misstrauensantrag im Landesparlament ausgesetzt, der erfolglos blieb.

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